Lothar Kliesch

Tourismus im Land Brandenburg

Rede zum Thema: Grundsätze zur weiteren Ausgestaltung des Tourismus im Land Brandenburg am 09.10.02 

Kliesch (SPD): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit dem von der Landesregierung vorgelegten Papier „Grundsätze zur weiteren Ausgestaltung des Tourismus im Land Brandenburg“ haben wir ein bemerkenswertes Dokument bekommen, insbesondere - der Minister hat es schon erwähnt - wenn man weiß, wie schwierig es war, dieses Dokument herzustellen. Dabei ging es nicht nur darum, was die einzelnen Verbände und Organisationen des Landes sagen, sondern die erste Hürde, die Sie überwunden haben - dafür meine Anerkennung -, war, mit dem eigenen Ministerium zurechtzukommen, sodass doch ein bemerkenswertes Papier der Landesregierung entstanden ist, wonach die Aktivitäten, so wie es im Papier steht, in Zukunft federführend vom Wirtschaftsministerium organisiert werden können. Ich meine, dass an meinen wenigen Ausführungen auch der Hintergrund klar wird, dass die scheinbar touristischen Aktivitäten der anderen Häuser durchaus interessant sind, der Tourismuswirtschaft aber wenig gebracht haben und deswegen besser koordiniert im Wirtschaftsministerium ablaufen. Also besten Dank, Herr Minister, dass das gelungen ist.

(Beifall bei SPD und CDU)

Natürlich haben auch die Verbände und insbesondere der Landestourismusverband rechtzeitig auf bestimmte Schwächen bei der Entstehung des Papiers hingewiesen. Wir finden dies hier alles wieder. Insofern kann ich als Vertreter und Mitglied des Vorstands des Landestourismusverbandes mit dem, was hier vorliegt, durchaus zufrieden sein. Meine sehr verehrten Damen und Herren, bemerkenswert am Kapitel A ist, dass wir aufgrund einer guten Analyse, die hier in den letzten Monaten und Jahren vorgenommen wurde, auch beachtliche wirtschaftliche Werte und Eckwerte der Tourismuswirtschaft dokumentiert bekommen. Jedem Abgeordneten empfehle ich, auf den Seiten 10 und 11 einmal nachzulesen und sich anzuschauen, was an Umsätzen in der Tourismuswirtschaft getätigt wird, welche staatlichen und öffentlichen Mittel dabei in die Kassen kommen. Dann können wir uns weiter darüber unterhalten, wie wir mit den einzelnen Aktivitäten in der Tourismusbranche umgehen.

Im Kapitel B geht es mehr um Leitlinien und Handlungsfelder für die künftige Tourismuspolitik. Ich meine, dazu enthält dieses Papier genügend Zündstoff, sodass wir auch darüber die Diskussion eröffnet haben und sie natürlich noch nicht endgültig abschließen. Dazu ist dieser Wirtschaftszweig viel zu flexibel und wir müssen in jedem Fall auf künftige Entwicklungen eingehen können.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch dieses Parlament hat in den letzten Jahren einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Die vielen Investitionen im Tourismus zeigen uns, dass eine Menge Geld durch Landtagsbeschlüsse bewegt wurde. Erwähnt wurden schon Fahrradwege, Wassertourismus, Wandertourismus etc. Das alles ist wichtig und beachtlich. Entscheidend aber für die erfolgreiche Vermarktung unserer Produkte ist letztlich die Professionalität, die wir sowohl von den Anbietern in den Reisegebieten als auch von den von uns geförderten bzw. mitfinanzierten Verbänden erwarten. Professionalität heißt in diesem Fall die enge Verbindung und Verzahnung der von uns geförderten Organisationen mit der privaten Wirtschaft.

Ich denke hierbei insbesondere an die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, aber auch an den Verein zur Förderung von Urlaub und Freizeit auf dem Lande. Diesen beiden Organisationen haben wir ins Stammbuch geschrieben: Sie müssen so stark mit der privaten Wirtschaft verzahnt werden, dass der Erfolg der Unternehmen in Zukunft auch ihr Erfolg ist, dass aber deren Misserfolg ebenfalls nicht einfach an ihnen vorbeigehen darf, sondern dann auch entsprechend gehandelt werden muss. Die enge Verzahnung dieser Organisationen rechtfertigt auch den finanziellen Aufwand unsererseits, aber sie müssen von sich aus immer das Unternehmen im Auge haben. Am Ende zählen nur der Gewinn des Unternehmers, das Anstellungsverhältnis und das Einkommen der Beschäftigten. Alles andere mag auch sehr richtig und wichtig sein, hat aber in Zeiten harter Konkurrenz - wir wollen ja, dass unsere Unternehmen in der Konkurrenz bestehen - nur einen sekundären Effekt.

Natürlich kann man sagen, dass im Wettbewerb nur die harten Fakten zählen, aber im Tourismus ist das schwieriger. Wir haben hier gehört, wie wichtig die Kultur für den Tourismus ist. Es gibt Kulturtourismus, Städtetourismus, es gibt Wassertourismus, Radfahrtourismus, Wandertourismus, Sporttourismus, Jugendtourismus und - nicht zu vergessen - Gesundheitstourismus mit dem größten Problem, das wir zurzeit haben. Dabei dürfen unsere Investitionen nicht die Wirtschaftlichkeit einiger Unternehmen beseitigen. Hier müssen wir uns also rechtzeitig bremsen.

Meine Redezeit geht zu Ende. Ich wollte nicht auf den Zuruf reagieren: „Die Wirtschaft ist es oder dieser und jener ist es“, sondern ich möchte an dieser Stelle denen herzlich danken, die sich ehrenamtlich im Tourismus engagieren. Durch ihren Einsatz werden uns die Kultur, die Landschaft und der Tourismus insgesamt erst einmal schmackhaft gemacht. Freundliche, nette Brandenburger, die sich freuen, Gastgeber zu sein, das ist das eigentliche Kapital. Und daran müssen wir alle arbeiten.

(Beifall bei der SPD)